Heute war Familientag. Ich habe eigentlich keine richtige Familie. Zerstritten bis aufs Blut wegen dem schnöden Mammon fand ich mit Beginn meines politischen Engagements, was mich auch selbst sehr veränderte, immer weniger Zugangspunkte zu denen, mit denen mich angeblich so viel verbindet.
Für mich stehen Menschen an erster Stelle, immer und überall. Für meine Familie ging es am Ende für jeden nur noch um Geld und Status.
Mein Mann ist über 18 Jahre älter als ich und war bereits einmal verheiratet. Er hat auch zwei bereits erwachsene Söhne, von denen der eine mir an seinem 17. Geburtstag verkündete, dass wir in einem Jahr heiraten könnten. Genommen hab ich dann am Ende doch seinen Vater.
Die Exfrau meines Mannes und er sind fertig miteinander, was die romantischen Gefühle angeht. Sie haben beide erkannt, dass eine Beziehung mit ihnen beiden nicht funktioniert. Doch die Kinder haben sie dazu gebracht eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen. Und sie alle haben mich von Beginn an sehr herzlich aufgenommen.
Wir sind alle sehr schwierige Charaktere, mit sehr unterschiedlichen Lebensumständen und wir haben uns auch schon richtig gestritten, aber im Ernstfall sind wir immer füreinander da, weil wir wissen, dass der Andere im Grunde nur das Beste für uns selbst will.
Es tut mir als Aktivistin gut, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sich selbst nicht als politische Aktivisten bezeichnen. Oft überraschen sie mich mit ihrer rebellischen Art dem kapitalistischen Alltag zu begegnen und immer häufiger sind alle interessiert, wenn man laut über Alternativen zum Kapitalismus nachdenkt.
Ähnliches beobachte ich auch bei meinen Gästen und da ich seit 15 Jahren in der Gastronomie arbeite, kann ich da inzwischen quasi Langzeit-Statistiken vorweisen. Gesellschaft ist immer im Wandel und wir alle können diesen Wandel beeinflussen.
Wir, mein Mann und ich feiern weder Ostern, noch Weihnachten oder Valentinstag. Doch durch unsere Familie finden wir an den Feiertagen doch irgendwie alle zueinander, verbringen mehr Zeit mit Menschen und weniger hinter Bildschirmen, essen leckeres Essen, führen gute Gespräche und gehen aufeinander zu, weil wir ehrlich verstehen wollen, warum der Gegenüber ein so anderes Leben führt als man selbst.
Und am Ende stellen wir oft überrascht fest, wie viel uns doch verbindet und wie sehr wir voneinander profitieren.
Ich danke euch dafür, Familie!
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